"Ich bin ein Thomas und kein Thomas Mann".
Was hier in dem Liedtext von "Nach dem Goldrausch" angemerkt wird, mag vielleicht stimmen, seitenlange Sätze verwendet der FOTOS-Frontmann, Sänger und Gitarrist Tom Hessler bei weitem nicht. Muss das zwangsläufig schlecht sein? Auf keinen Fall. Schauen wir doch mal genauer hin.
Gesucht und gefunden haben sich die vier Mitglieder (Tom, Deniz, Beppo und Frieder) der deutschen Band FOTOS 2006, gleich "musikalisch" gefunkt soll es haben bei den ersten Proben, sympathisch sollen sie sich einander von Anfang an gewesen sein. Sie veröffentlichten mit “Komm zurück” '06 ihre erste Single, die vielerorts Begeisterung auslöste, nach einem Gig auf dem Immergut wurde das bei keiner Plattenfirma unter Vertrag stehende Quartett gar von der kanadischen Band Broken Social Scene empfohlen. Nun ja, der Vertrag ließ dann nicht lange auf sich warten, ebenso wenig wie ein (berechtigter) Hype in der deutschen Indie-Szene, der sich gewaschen hatte. “Ein bisschen wie Bloc Party und Sonic Youth, nur mit deutschen Texten, mit so viel Charisma wie Franz Ferdinand” tönten Musikredakteure von Hamburg bis Wien. “Giganten”, ihre zweite Single, war Vorbote für das Debüt der vier jungen Herren, das am 28. September 06 veröffentlicht wurde. Von Einsamkeit, Liebe, Verzweiflung, Glücklichsein (und manchmal von allem in einem) singen und spielen sie, schaffen Hymnen auf Freundschaft und das Leben, das hier und da gehörig zwickt und einengt, aber trotzdem lebenswert ist. Zwar braucht das Album ein paar Durchläufe, um sich ins Hörerherz zu brennen, doch, so munkelt man zumindest, bei Bloc Party soll das ja nicht anders sein. Aber wer jetzt Bodyguards, VIP-Getue und Sonnenbrillen vermutet, liegt falsch. Den Verkauf von Merchandise nach Konzerten übernehmen sie immer noch selbst, um Kontakt und eine gute Beziehung zu ihren Fans sind sie sichtlich bemüht und Sonnenbrillen sieht man nur auf Fotos und wenn sie bei Interviews gegen die Sonne blinzeln müssen. Eine Bilderbuchband, wenn ihr mich fragt.
“Sag nicht, dass du verbittert bist, weil Bitterkeit ihre Kinder frisst”
Nun also das zweite Album, “Nach dem Goldrausch”, das der ersten - gleichnamigen - Singleauskopplung folgt und mit kleinen, großen und mittelgroßen Worten zu begeistern weiß. Wiedereinmal braucht es ein paar Durchläufe, doch zu begeistern vermag das etwas ruhiger geratene Werk ebenfalls. Betrachtet man beide Alben als eins, erkennt man, dass sie sich weiterentwickelt haben, Funk- und Electroanleihen mag so mancher bei ihrem neuen Album vielleicht erkennen. Allerdings muss man ihnen zugestehen, dass sie ihren Wurzeln treu geblieben sind: starkes Songwriting, das ohne unnötige Schnörkel auskommt und in der ein oder anderen Metapher ausdrückt, was so manche Künstler in Alben nicht ausdrücken können. Die Stimme wird hie und da zum Instrument, die Gitarre tritt gelegentlich in den Hintergrund, doch im Großen und Ganzen setzen sie fort, was sie auf FOTOS begonnen haben, wenn auch mit frischem Wind. Besonders hervorzuheben sind auf dem Album die Lieder Nach dem Goldrausch, Serenaden, Explodieren und FOTOS.
Auch wenn so mancher sich wieder daran stören wird, dass die FOTOS Wiederholungen (Text und Musik) in ihren Liedern scheinbar mögen, so muss man doch trotz allem sagen - Hut ab. Und es gilt immer noch - man mag sie eben oder man mag sie nicht. Wer sie nicht mag, weiß aber nicht, was er da an Spaß verpasst.
Wertung: 9.5/10
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Video "Nach dem Goldrausch"
"Nach dem Goldrausch" bei Musicline
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1 Kommentar:
Hallo Anke, hallo Tümm :)
Viel habt ihr ja noch nicht auf eurer Seite, aber die Grundidee ist schonmal nicht schlecht. Und die neue FOTOS sowieso nicht. Weiter so!
Gruß aus Musik Mitte,
Felix
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http://musikmitte.blogspot.com/
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