Samstag, 11. Oktober 2008

Umzug.

Ich möchte darauf hinweisen, dass alle meine künftigen Musikblogbeiträge auf meinem regulären Blog veröffentlicht werden, Etüden und Serenaden. Folgt diesem Link, wenn ihr zur Musiksparte eben dieses Blogs gelangen wollt.
Dieser Umzug geschieht aus rein layout- und aufwands-technischen Gründen und ich behalte mir die Möglichkeit vor, hier eventuell auch noch den ein oder anderen Beitrag zu veröffentlichen.

Samstag, 13. September 2008

Onlinekonzert.

Es heißt, die wahren Qualitäten einer Band enthüllen sich erst bei Konzerten. Nun kann man ja leider nicht auf alle Konzerte überall gehen - deshalb gibt es ein wunderbares niederländisches Live-Video-Portal namens "FabChannel", das Konzerte aufzeichnet und dann online stellt. Es gibt dort ebenfalls Livestreams.
Die Idee ist sehr gut - sind doch schon von Andrew Bird, Friska Viljor, Pete and the Pirates, Los Campesinos!, Wir sind Helden und Midlake über Polarkreis 18, Bloc Party, Bat For Lashes, We Are Scientists und Joan As Police Woman so einige tolle Künstler vertreten, die man schon immer mal sehen wollte, man aber bisher keine Gelegenheit dazu hatte. Damit das alles auch rechtlich auf einer Grundlage steht, sind einige Labels "Partner" von FabChannel, unter anderem V2 und Universal. Künstler-Promo quasi fast kostenlos. Doch werden FC Rechte für ein Konzert zugesprochen, heißt das noch lange nicht, dass sie auch bis in die Ewigkeit Teil des immer größer werdenden Archivs sein können. So kann man sich zum Beispiel ein Konzert von Pizzicato 5 nicht mehr ansehen, da die Rechte zeitlich begrenzt waren. Jedoch muss man hierbei auch anfügen - sehr gute Auswahl an Künstlern, die Bedienung der Site ist relativ einfach (allerdings stört zu Beginn immer der Klang des Ausschnittes eines Bloc Party Konzerts), auch wenn die Kategorisierung einiger Künstler für mich unverständlich ist (wie zum Beispiel Friska Viljor in Pop, obwohl Pete and the Pirates in der Rockecke sind). Auch seien Modem- und ISDN-Nutzer gewarnt, denn die Konzerte sind wegen der guten Videoqualität ziemlich ladeintensiv. Da muss man als DSL-Nutzer auch schon mal das Video mindestens zehn Minuten laden lassen, damit man ein ruckel- und wartefreies Konzert anschauen kann. Die Konzerte selbst kann man übrigens auch als Widget in Blog, MySpace und auch Facebook einbinden.

Ich sage danke für diese Plattform!

Dienstag, 9. September 2008

Friska Viljor - 08.09.2008 Groovestation Dresden: "Are you ready for disco music?"

Friska Viljor haben am Montagabend die Groovestation zum Kochen gebracht. Das schwedische Duo, unterstützt von Liveband, präsentierte ihr zweites Album "Tour de Hearts" auf ihrer gleichnamigen Tour. Die beiden Waldschrate, die, so das Gerücht und bestimmt irgendwo auch die halbe Wahrheit, nur in betrunkenem Zustand Lieder und Texte schreiben, spielten vor ausverkauftem Haus. Support waren Stompin' Souls, von denen einige Mitglieder FVs Liveband stellten.
Mit Glück noch an der Abendkasse Tickets bekommen, konnten eure "Lieblingsblogger" Einzug in die kleinen Hallen der Groovestation bekommen, just nach dem ersten Song. 
Daniel Johansson und Joakim Sveningsson überzeugten das Publikum mit ihrer Version von Indie-Rock, einem ausgewogenen Verhältnis von Songs vom ersten und zweiten Album und liefen (mit dem Publikum zusammen) mehr und mehr zur Höchstform auf. Was hier so nüchtern klingt, sah im Club anders aus - ich glaube, ich habe noch nie so viele zerlaufende und tanzende Menschen in so einem kleinen Etablissement erleben dürfen. Friska Viljor hatten Spaß, auch vorher schon, wie es scheint, als sie, während die Vorband spielte und wir an der Bordsteinkante saßen und warteten, mit einem Trolly-Köfferchen durch den Haupteingang gingen. Zu gerne hätte man die Schweden angesprochen, aber der kleine Nerd im Kopf konnte sich dann doch nicht durchsetzen.
Auf der Playlist unter anderem (in ungeordneter Reihenfolge): Gold, On And On, Shotgun Sister, Early Morning, I Gave My Life, Old Man und Dear Old Dad.
Um ehrlich zu sein - ich habe mich vorher kaum mit FV beschäftigt, holte dies aber schnellstens nach, als ich nach Hause kam. Mit einem Poster der zwei liebenswert witzig musikalischen "Waldschrate", das nun an meine Wand gepinnt wurde.

Links:

Montag, 8. September 2008

Tomorrow, my friend

Man fragt sich doch ernsthaft, wo man die letzten zwei Jahre war, wenn man auf einmal über Ef (nicht zu verwechseln mit Ef Band, einer New Wave/Heavy Metal Band) stolpert und herausfindet, dass es diese schwedische Band zum einen seit 2003 gibt und sie zum anderen schon zwei Alben veröffentlicht haben. Ihr Debüt 2006 unter dem Titel "Give me beauty... Or give me death!", ihr Zweitlingswerk im Frühjahr diesen Jahres - nämlich "I am responsible". Schwer zu beschreiben ist die Musik - Klanglandschaften, Instrumental (mit Gesang bei einigen Liedern) - oftmals mehr als 10 Minuten lange Songs, sodass ein Album mit fünf Titeln auch schon mal 58 Minuten lang sein kann. Wer mal reinhören möchte, kann sich auf ihrem MySpace ein paar Lieder anhören und runterladen.

Es gibt da den "unweigerlichen" Vergleich zu anderen Post-Rock Bands wie Explosions in the Sky, am meisten aber erinnern sie mich an yndi halda.

Ef kommen nach Deutschland und machen am 29.9. Halt in der Groove Station in Dresden.

Links:
Homepage
MySpace
Hello Scotland (Youtube)

Freitag, 5. September 2008

No one writes real letters anymore

and if I can tell you one thing it's that I didnt learn any/ except to go easy on my self and I'll be repaid with a constant heartbeat (Firetruck Doki Doki)

Eine kleine neue New-Folk-Pop Entdeckung: sie kommen aus England (Northampton), spielen zuckersüße Musik, nehmen diese vornehmlich in Umea (Schweden) auf und haben irgendwie auch noch einen komischen, aber interessanten Namen: The All New Adventures Of Us, kurz TANAOU. Und da ist irgendetwas romantisches, das diese Band umgibt - etwas, das einen unweigerlich seufzen lässt. Die Musik der siebenköpfigen Band (was unweigerlich an Los Campesinos! erinnert) spielt irgendwo zwischen Belle & Sebastian und The Magic Numbers - sie ist wahrscheinlich nicht für jedermann geeignet (einigen könnte sie wahrscheinlich zu langweilig sein), aber man sollte TANAOU schon die Chance geben, einen zu verzaubern.
Ihr Album "Best Loved Goodnight Tales" erscheint in Großbritannien am 6.10. auf One Little Indian, ihre zweite Single "Firetruck Doki Doki" am 29.9.

Links:
MySpace
Firetruck Doki Doki (live & akustisch)

Dienstag, 2. September 2008

Rocken am Brocken 2008.

Über mein erstes Festival zu schreiben, wird eine mindestens ähnlich schwere Operation wie über Lieblingsalben und -künstler zu sinnieren. Dass dieses Festival ebenso noch in seinen Kinderschuhen steckt (allerdings nicht unbedingt spürbar) wie meine Festivalerfahrung, lasse ich hierbei mal außen vor.

"Rocken am Brocken in Elend bei Sorge (Harz)" - wenn das mal kein Reißer ist für dumme Witze Erzähler; vielleicht dachten deswegen viele auch eher an einen Witz als an ein handfestes Festival mit einem handfesten Line-Up. In seinem zweiten Jahr konnte die (noch) kleine zweitägige Zusammenkunft Musikliebender jedoch mit ein paar Größen aufwarten.
Statt fand dies alles am 22. und 23. August 2008 in einer lieblich grünen und verregneten Landschaft in der gefühlten Mitte des Nichts, direkt am Fuße des Brocken (der quasi über der Bühne trohnte). Meine Mitstreiter und ich kamen aufgrund einiger Umleitungen zwar ein bisschen spät an am Freitagabend, doch scheinbar hatten wir nicht wirklich etwas verpasst (und angefangen zu regnen hatte es sowieso gerade) und das Zelt musste eh noch auf dem (relativ überraschend leeren) Zeltplatz aufgebaut werden (währenddessen ich hilflos unterm Regenschirm stand bis ich auch endlich mal meine Finger bewegt habe...). Danach ging es flugs zum Festivalgelände, Karte vorzeigen für das Eintritts-Festival-Bändchen und dann nichts wie hin zur Bühne. Eigentlich war ja noch die Hoffnung darauf, dass Dschäänäää (= Jennifer Rostock) schon von der Bühne runter waren, irgendwo im Unterbewusstsein mitgeschwommen, doch da wurden wir leider enttäuscht. Die erste Band, die wir erwischten, war The Ghost of Tom Joad, die ihren Slot mit Mr Irish Bastard getauscht hatten, da diese ein wenig Probleme hatten mit der Ankunft (TGOTJ hätten den späteren Slot aber wirklich verdient...). Danach also Mr Irish Bastard (nicht so mein Fall) und dann die Festivalheuschrecken Jennifer Rostock. Viele im Publikum rollten nur mit den Augen, als deren Frontfrau solch qualifizierten Sprüche abließ wie "Fasst euren Freundinnen an die Titten!" (etc pp, damit hörte es ja nicht auf, aber ich wollte in diesem Post noch ein bisschen Stil aufrechterhalten). Kaum waren JR, die, muss man auch zugeben, wirklich zumindest den vorderen Teil des Publikums zum Tanzen gebracht hatten mit ihrem Pseudo-Spaß-Punk-Pop-Alternative-Electro-Zeug, fing es an zu regnen. Ab ins Zelt. The Guns verpasst (wäre aber, glaube ich, eh nicht so meins gewesen...) und noch ein Stückchen von Turbostaat. Dann ging es aber wieder zurück (kurze Wege), Muff Potter waren ja schließlich bald dran. Da ich von unfreundlichen Pogern am ersten Abend bei meinem ersten richtigen Pog-Versuch auf einem Festival gleich wieder einen Ellenbogen ins Gesicht bekam und man mich dann aus der Gruppe fischen durfte während ich mir die Nase hielt, blieb ich dieser Menge in Folge dessen meistens fern (ich weiß, Poger-Ehrenkodex und so hin oder her, von wegen Rücksicht auf die, die nicht so wollen wie man selber und aufhören, wenns Unbeteiligten weh tut - nö, manche lieben eben Gewalt; hierbei sei allerdings erwähnt, dass es Ausnahmen waren, die sich so bescheiden aufgeführt hatten, schreckt trotzdem ab). Dementsprechend habe ich mir Muff Potter aus wohliger Entfernung gegönnt (bzw da war die perfekte Gelegenheit, mal das Dixie-Klo zu besuchen... keine Schlangen) und dann noch gemütlich ein leckeres Crêpe gegessen. Trotzdem: Muff Potter waren mein Highlight des ersten Tages - ich habe mich gefreut wie Bolle, als "Fotoautomat" gespielt wurde, ebenso wie "Alles nur geklaut". Sehr schön. Nach MP gab es dann noch die King Kong Disko bis 4 Uhr früh im Partyzelt, aber wir waren zu müde und sind in den Schlafsack gefallen (und haben uns vorher noch aus unseren nassen Sachen geschält...) - und es ist ja auch nicht so, dass wir die Songs nicht auch in unserem Zelt gehört hätten (Playlist war eigentlich ganz gut, muss ich zugeben).

Nach einer arschkalt-nassen Nacht in einem zu dünnen Schlafsack (zumindest für mich, Falk und Timm waren seeehr viel besser dran bzw ausgerüstet) mit diversen Helga/Christian/Sebastian/Daniel schreiend-suchenden Menschen wurde sich dann in die (immer noch vorwiegend) nassen Sachen geprügelt, um Frühstücken zu gehen - das hieß: rein aufs wunderbare Konzertgelände (es war so gegen... 10?), das uns bei relativ tollem Wetter anstrahlte, zu der Zeit schien wirklic
h fast keiner wach zu sein außer einem Großteil der Festival-Crew und ein paar verstreuten Besuchern auf der Suche nach Frühstück (das war dann ein Schinkenbrötchen), dann die gesäuberten und entleerten (!) Dixie-Klos (mit Klopapier!) benutzen. Zurück zum Zelt, im Feld Zähne putzen (besonderes Erlebnis mit Regenwasser). Dann wieder zurück, wo Flash the Crowd gerade die paar Hanseln vor der Bühne zu unterhalten versuchten. Es hat nicht ganz geklappt (Musik war auch nicht so meins), aber der Sänger war wunderbar sarkastisch-ironisch und hat es auch irgendwie geschafft, das Publikum so über die Stromausfälle hinwegzuunterhalten.
Nach FtC kamen (eher als geplant, da Call Me Names von der Feuerwehr zum Festival get
uckert wurden...) Empty Guns auf die Bühne - und die hatten ordentlich Groove und Indie HipHop vom Feinsten in den Taschen/Instrumenten, was das Zuhören zu einem wahren Ohrenschmaus machte. Leider war auch ihr Auftritt durch Stromausfälle unterbrochen (wegen des immer wieder einsetzenden Regens?), aber auch hier schaffte es der Sänger wieder, die paar dem Regen trotzenden Hansel (inklusive Falk, Timm und ich) zu unterhalten. Nach deren Konzert ging es zum Merch-Zelt (wurde dann nach den Gigs immer eine Art Ritual: Gig - Merch - Bühne - Merch - Bühne). Es folgten Call Me Names mit einem - ebenfalls - wunderbaren sarkastischen Menschen auf der Bühne (diesmal wars der Gitarrist, der in dann auch noch kostenlose Demos ins Publikum schmiss, das auf einmal aktiv wurde). Zum Tanzen animiert werden konnten die paar Handeln vor der Bühne sowieso nicht, also hatte man als Zuschauer wahrscheinlich dasselbe Gefühl wie die Band selbst - man, was für ne Scheiße; die Band wurde auf grauenvolle und unbarmherzige Art und Weise in meinen "schlecht" Gehirnkasten gesteckt.
Wer versucht, schlau zu sein bzw wer Überraschungen nicht so unbedingt mag, informiert sich bei Bekanntwerden des Programms über einzelne Künstler, sonst hätte ich es wahrscheinlich verpasst, mir die live hervorragende Band Justus Parker anzusehen. Falk und ich standen in der ersten Reihe, fast direkt vor dem Sänger. Beim Aufbau wollte F. dann einen der Gitarristen eine Gitarren-technische Frage stellen (a.k.a. "Stärke?"), die alles zwischen Saitenstärke (so wars gemeint) und körperliche Stärke hätte meinen können. Schade, dass darauf keine Antwort kam. Es folgte eine Kick-Ass Vorstellung, die Lust auf mehr machte: JP hätten ohne mit der Wimper zu zucken eine der perfektesten Vorbands für FOTOS sein können. Ich deute hierbei mal noch darauf hin, dass ihr die E.P. "Tanz, Baby!" auf der JP-Site (siehe Musikakrobaten) kostenlos runterladen könnt.
The Vineyards legten der angeheizten Stimmung nach JP ordentlich nach (bei beiden Bands war endlich mal ein "richtiges" Publikum), wenn ihr mich fragt, sollte man die Band für die Zukunft noch auf der Rechnung haben, wer weiß, wie gut sie noch werden. Leider habe ich nicht das komplette Konzert mitbekommen, da wir uns erst mal durch die Schlange am JP-Merchstand kämpfen mussten.

Dann mein zweites Festivalhighlight: .computer.. aus Hamburg - eine Indie- Electro- Ambient- Rock- Pop- Band, die nach Sekunden einen so dichten Klangteppich aufbaut, dass es einem automatisch das Wasser in die Augen treibt. Ich kannte die Band schon seit Beginn des Jahres und habe mich dementsprechend auch auf diesen Gig gefreut: meine persönlichen Lieblingslieder "Care About Me" und "1800 (Frozen to Death)". Eben wegen ihrer musikalischen Brillianz ärgerte es mich ein wenig, dass so wenig Leute vor der Bühne waren. Es gibt nicht viel zu dem Gig zu sagen außer: wenn man im Atmen innehält (Kante...).
Claus Grabke und The Heartbreak Motel habe ich mir dann nicht wirklich angetan, nicht sooo meine Musik, ich habe nur bei CG ein wenig zugesehen, aber vergessen,
wie gut er war und dann ging es auch nochmal ins Zelt, fing ja wieder an zu regnen (ja, ja, Asche auf mein Haupt). Dies hat leider dazu geführt, dass wir einen Großteil von The Audience verpassten - den Teil, den wir mitbekommen haben, kann man durchaus als Bombe bezeichnen, mit einem sich verausnahmenden Sänger, der (wow) tatsächlich zu dampfen schien. Sympathischer Indie-Rock/Pop, den ich mir bestimmt das eine oder andere Mal mehr ansehen werde, vor allem aber fragt man sich, warum man vorher noch nichts von dieser Band gehört hat. Und: kommen TA auch mal in meine Stadt, dann wird ordentlich abgefeiert.
Es folgte das selbsterkorene "Next Big Thing" Stompin' Souls aus Schweden, mit eben typischem, aber auch irgendwie gefühltem mittelmäßigen Rock/Pop, der zwar die Beine zum Tanzen animierte, aber irgendwie doch nicht in
den Ohren hängenblieb. Moment, es blieb hängen, dass sich der Sänger andauernd über die verdammte Kälte beschwert hatte, am Ende aber doch sein T-Shirt auszog und durch die Gegend sprang. Es hat Spaß gemacht, die Band zu sehen, aber in Erinnerung behalten konnte ich sie trotzdem nicht. Es folgten die Punks Montreal, deren Name größeres Erwarten ließ als eben jene Musik und ein ewig langer Stage Dive des Schlagzeugers, nur um drei Cocktails zu holen.
Danach - endlich - FOTOS. Tom (voc, git) kam schon mit einem Lächeln auf die Bühne - sehr sympathisch. Nach diversen Soundcheck-Schwierigkeiten dann kam die wahrscheinlich beste halbe Stunde des ganzen Festivals. Inklusive "Ich bin für dich da", "Nach dem Goldrausch", "Viele" und "Serenaden", sowie einer wunderbar charmanten, rockenden und scheinbar Spaß habenden Band. Was hatte das zur Folge? Natürlich! Man hat sich nochmal in die vier Herren und deren Musik verliebt. Leider mussten sie uns schon nach etwas mehr als einer halben Stunde verlassen, weil Headliner JOHNOSSI sonst hätten kürzer spielen müssen. Also wurde das Publikum gefragt, welcher Song als letzter gespielt werden sollte - das grandiose "Giganten" setzte sich gegen "Explodieren" durch. Eine Wall of Peace (die sich allerdings auch irgendwie wie eine Wall of Death angefühlt hat), gab es auf Wunsch von Tom am Ende von "Giganten" übrigens auch noch. Leider keine Zugabe aus Zeitgründen. Wirklich, die wunderbarste halbe Stunde seit langem. Oder überhaupt?!
Es folgten: JOHNOSSI. Meine Wenigkeit, die sich eher mit "Execution Song", "Man Must Dance" und "Party with my Pain" beschäftigt hatte, wurde vollkommen weggeblasen. Nicht nur durch die (mir schon irgendwie bekannte) leichte Arroganz von John, sondern vor allem durch die Songs, die Performance-Explosionen auf der Bühne (und JOHNOSSI sind nur zwei!), die akustische Gitarre, die sich angehört hat wie eine elektrische. Geteilt war das Konzert in zwei Teile. Erst dachte man ja, dass die beiden einen einfach unverschämt kurzen Gig gespielt haben, nur damit John dann wieder hervorkommt, sich mit "Family Values" wieder zurück in die Herzen spielt und um dann wieder mit Ossi die Bühne zu bearbeiten (im Sinne von Rocken am Brocken - im wahrsten Sinne des Wortes). Die Schweden haben mich wirklich nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil, sie haben mich von sich überzeugt und ich freue mich wie Bolle auf den Tag, an dem sie wieder in Dresden ihre Zelte aufschlagen. Hoffen wir mal, dass es nicht so lange dauert.
Ich muss sagen - der zweite Festivaltag war das Non-Plus-Ultra der beiden Tage.
Es ging nach JOHNOSSI nicht in den King Kong Club, es ging wieder ins Zelt, mit einem Riesenlächeln auf den Lippen und der Vorfreude auf ein warmes Bett, eine lange Dusche und trockene Kleidung.


Ich hab euch hier mal eine kleine Playlist meiner persönlichen Festivalhighlights zusammengestellt. Klar, die ist sehr subjektiv erstellt worden, aber ich sagte ja - der zweite Tag war mein Lieblingstag. :)


Fazit:
Wenn ihr die Chance habt, dann kommt doch nächstes Jahr auch ins Elend und lasst die dummen Witze diesbezüglich über euch ergehen. Dieses Festival ist noch dabei, sich weiterzuentwickeln und ich bin schon darauf gespannt, wohin es im nächsten Jahr geht. Die Festivalcrew war wahnsinnig nett (hier nochmal ein Lob und ein großes DANKE), die Security schnell und effizient, Location vielleicht scheinbar ab vom Schuss, aber dafür auch wunderschön (und man schien nicht so viele Leute zu stören wie in einer Großstadt...). Das Publikum war (bis auf Ausnahmen wie schon erwähnt) sehr nett, ist mit der Musik mitgegangen (allerdings haben da so einige ganze Zeltgarnituren auf dem Campingplatz zurückgelassen...). Wetter war suboptimal, meine Begleitung(en) dafür umso toller. Wir hatten vielleicht kein Burning Dixie, aber dafür großartige Künstler und ein sympathisches Festival. Das waren mit Abstand die bisher wunderbarsten von Musik erfüllten 2 Tage, die ich bisher verleben durfte (inklusive Shit Talk und so einigen Witzen, die mich in einen Lachkrampf versetzt haben) und wenn ich es kann und das Line-Up ähnlich großartig ist wie in diesem Jahr, bin ich auch 2009 dabei. :-)

Line-Up (in tatsächlicher Reihenfolge):
22.8.: Black Tequila, Begbie, The Ghost of Tom Joad, Mr Irish Bastard, Jennifer Rostock, The Guns, Turbostaat, Muff Potter.
23.8.: Flash the Crowd, Empty Guns, Call Me Names, Justus Parker, The Vineyards, .computer.., Claus Grabke, The Heartbreak Motel, The Audience, Stompin' Souls, Montreal, FOTOS, JOHNOSSI.


Links:

Rocken am Brocken (MySpace)

How am I to forget your name with your skin under my nails?

Und wieder bin ich auf das gespannt, was ein norwegischer Künstler noch kreieren wird: diesmal ist es Moddi, hinter dem der sympathische Wuschelkopf Pål Moddi Knutsen steckt. Live bekommt der aus Senja stammende Herr auch Unterstützung von Einar Stray (über den ich hier auch schon berichtet habe), sowie natürlich noch von weiteren Musikern (wobei die Mitglieder auch zu wechseln scheinen). Insofern überrascht es aber auch nicht, dass Moddi und Einar sich eine 12" Vinyl LP teilen: auf der einen Seite "Rubato" von Moddi, auf der anderen "Favors and Fields" von Stray, zumal ihre Musik einen ähnlichen Hintergrund zu haben scheint. Zur Zeit versuche ich, meine Finger an diese Platte zu bekommen (für all die Nicht-Plattenspieler-Besitzer - mich eingeschlossen - gibt es mit der Doppel-EP auch noch eine CD), was sich allerdings als ziemlich schwierig erweist ohne Kreditkarte - zumal diese EP noch Underground des Underground in Norwegen zu sein scheint. Habt ihr eine CC, könnt ihr die Platte unter anderem hier bestellen.

Beim Øya Festival in Oslo haben Handheldshows Moddi (+ Band) in einem kleinen Gig in einem kleinen Studio (Stray am Klavier ist in einem anderen Zimmer) auf den Bildschirm gebannt. Den wunderbaren Song Silhouette könnt ihr euch hier ansehen. Die beiden großartigen Songs "Magpie Eggs" und "Rubbles" gibt es zur Zeit auf der MySpace-Seite des Künstlers.

Montag, 1. September 2008

Ein kleiner Vorbote

Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie warten hoffentlich ebenso sehnsüchtig auf das neue TOMTE-Album "Heureka" wie meine Wenigkeit. Bis zu dessen Veröffentlichung müssen Sie und ich uns allerdings noch ein wenig gedulden - das (hoffentliche) Meisterwerk erscheint erst am 1. Oktober. Nun endlich ein Vorbote vom neuen Album, ein Lied mit einem markanten Titel wie "Der letzte große Wal" (als wäre der Titel eine Erweiterung des Liedes "Der langsame Tod eines großen Tieres" von Herrenmagazin, schon interessant wie ähnlich traurig beide klingen). Nun, ich muss vorausschicken: es ist nichts wirklich neues, das Ihnen da entgegenschallen wird. Meine Damen und Herren, ich freue mich Ihnen sagen zu dürfen, dass Tomte sich scheinbar treu geblieben sind, den langgezogenen Vokalen Uhlmanns, in die man sich spätestens seit "Wilhelm, das war nichts" verliebt hat.
Uns erwartet bei "Der letzte große Wal" wieder einmal mehr das wunderbar subtil komplizierte Songwriting des Frontmannes. Es lässt auf viel hoffen.
Nun möchte ich Ihnen auch nicht weiter dieses Lied/Video vorenthalten.
Bitte schön, hier klicken.

Mit herzlichsten Grüßen,

A.

Samstag, 30. August 2008

Layout.

Ich bin gerade dabei, unser Layout ein wenig zu überarbeiten (neben dem Vorhaben, Rezensionen zu schreiben, einen Festival- und einen Konzertbericht), also nicht wundern, wenn es erstmal hier aussieht wie auf einer mehr oder minder größeren Baustelle. Nicht, dass es euch auffallen würde, wenn ihr hier nur ab und zu mal hineinschneit ;-)

Die erste "Neuerung" hierbei ist eine Linkliste zu den hier diskutierten Künstlern (unter "Musikakrobaten"). Liste wird dann natürlich stetig erweitert. Zu erwähnen wäre übrigens noch, dass, sollte die Band eine haben, vorrangig die Homepage des Künstlers verlinkt wird, sollte es keine geben, dann erst die MySpace-Seite. Dies gilt der Übersichtlichkeit, auch wenn ihr in unseren Posts meist auch einen MySpace-Link finden werdet.

Montag, 25. August 2008

!

Muss hier auch noch mal gesagt werden:

Rettet das Molotow!


Warum? Weil in diesem Club mit Tradition unter anderem folgende Bands vor einem Publikum von maximal 350 Leuten spielten, oft auch hier ihr erstes Deutschlandkonzert gaben und Hamburg durch diesen Club auf der Liste von vielen Touren steht:


The Wombats
Shitdisco
The Gossip
Jamie T
Blood Red Shoes
Last Days of April
Hot Hot Heat
The Mars Volta
Editors
The Futureheads
Johnossi
Klaxons
Polarkreis18
...

Sonntag, 3. August 2008

Nach Hause kommen.


Andrew Bird - Armchair Apocrypha

Ich hatte mal einen Vogel, der hieß Bubi. Und er sah genauso aus wie der Wellensittich auf Andrew Birds Armchair Apocrypha. Nun mag man vielleicht sagen, dass soetwas keinesfalls in eine Plattenkritik gehört, aber ich finde, ein gutes Cover gehört schon dazu. Und wenn man dazu auch noch ein persönliches Verhältnis aufbauen kann, ist das noch ein weiterer Grund, ein Album zu hören. Gut, ich muss dazu sagen, dass ich diesem Album nicht zuerst im CD-Laden begegnet bin, sondern mir von Timm eines der Lieder des Albums geschickt wurde (dafür bin ich heute noch dankbar). Und wie es dann eben läuft - extensives YouTuben (ach, immer dieses Neudeutsch, schrecklich...) und irgendwann dann doch der Gang zum Plattenhändler (bzw der Kette) des Vertrauens, wo einem dann endgültig die ohnehin schon existente Zuneigung zu diesem Album ins Gesicht springt.
Andrew Bird, scheinbar hauptberuflich Multiinstrumentalist, zieht die Hörer in Armchair Apocrypha in eine Welt zwischen Zu Hause, vorbeirasenden Landschaften und dem Menschen auf der anderen Straßenseite. Ironisch bis sarkastisch-zynische Texte, die endlich mal das laut werden lassen, was den immer noch Denkenden dieser Welt seit einiger Zeit (beziehungsweise der medialen Überpräsenz von hirnraubenden Sendern wie CNN und diversen anderen) durch den Kopf spukt. Da ist dieser kleine, aber heftige Seitenhieb für den Otto-Normal-Amerikaner, der nach diesem Album fast dazu gezwungen wird, seine (eigenen) Augen zu öffnen. Aber - wer hätte es gedacht - es ist nicht nur Musik für Amerikaner, sondern für jeden, der sich manchmal fragt, warum man eigentlich das Gefühl hat, dass da noch drei Kilometer Luft zwischen der eigenen und der auf der eigenen liegenden Haut eines anderen Menschen sind: 'what was mistaken for closeness was just a case of mitosis/ why do some show no mercy while others are painfully shy?' Er spricht das Große im Kleinen an und bleibt dabei doch zutiefst persönlich, sodass man beinahe das Gefühl hat, Herr Bird würde einem eben eine dieser Geschichten bei einem Glas Wein (wahlweise einem anderen Getränk) erzählen.
Musikalisch geht Bird im Vergleich zu Weather Systems nicht wirklich neue Wege, das Pizzicato und das herrliche Pfeifen bleibt vorhanden, nur kommt diesmal irgendetwas episches hinzu. Um ehrlich zu sein, können alle vorherigen Alben Armchair Apocrypha nicht das Wasser reichen, denn wird noch nicht mal eines der Songs überdrüssig. Es ist einfach eines dieser in sich schlüssigen Perlen der Musik: was leise in Fiery Crash aufgeweckt wird, wird sanft mit Yawny at the Apocalypse (dieser Titel!) zu Bett gebracht - und dazwischen? Dazwischen liegt ein ganzer Tag, mit seinen lebenswerten Höhen und Tiefen, allen voran mit Melodien, die nicht nur die Füße zum Tippen auf sämtlichen greifbaren Unterlagen bewegen, sondern die das Herz vor lauter Schönheit beinahe zu brechen scheinen.
Vor ein paar Monaten habe ich entdeckt, dass dieses Album nicht nur prädestiniert ist für Dauerrotation, nein, es ist außerdem auch noch der perfekte, wahrlich perfekte, Soundtrack für Zugreisen/Autofahrten jeglicher Art, vor allem, wenn man vorbeiziehende Landschaften genießen kann. Dies bringt mich nun wieder zurück zu Bubi - schnell liebgewonnen, aber nie vergessen: wie dieses Album - was es noch schwerer macht, über es zu schreiben.

Fazit: 10/10.

Anhörtips:
Fiery Crash, Heretics, Imitosis, Yawny at the Apocalypse

Links:
Homepage
MySpace

Freitag, 25. Juli 2008

Sommerohrwurmanwärter 2008/I

Oha, der böse böse Ohrwurm ist gerade dabei, wieder zuzuschlagen, diesmal allerdings in Form von einem ganzen Ohrwurmschwarm. Auch wenn es wahrscheinlich nicht wirklich möglich sein wird, werde ich versuchen, mich ein wenig zu beschränken. Ich werde euch dann irgendwann mal wissen lassen, wer es letztendlich dauer-dauerhaft hin zu meinem Trommelfell geschafft hat.

Black Kids - I'm Not Gonna Teach Your Boyfriend How To Dance With You
Irgendetwas an dieser Band ist komisch. Sie sind aus den USA, könnten aus irgendeiner Stadt in Großbritannien kommen, mit CSS verwandt sein und/oder die Klaxons als Patenonkel haben. Zu viel gute Laune, mit einem etwas bescheuerten Video. Na und? MGMT habens ja auch nicht wirklich so toll hinbekommen mit "Time To Pretend". Aber das steht auf einem anderen Blatt Papier.

Håkan Hellström - Kom igen Lena!
Verrückt auf einem Dach tanzende Schweden heißen eigentlich fast immer gute Laune. Auch wenn dieses Lied 2002 als Single veröffentlicht wurde, so habe ich es erst diesen Sommer per Zufall auf Youtube entdeckt. Sowas passiert eben, wenn man versucht, Schwedisch zu lernen und diese Videoplattform nach Lehrvideos abgrast. Fazit: manchmal lohnt es sich!

Kettcar - Graceland
Ja, ja, ich weiß. Es ist schon seit einiger Zeit draußen. Und ja, ich weiß auch, dass es vielleicht nicht das übertollste Tanzlied ist. Müssen das Sommerohrwürmer denn sein? Keineswegs. Nichts geht über Liedtexte mit Qualität, Witz, Ironie und (ganz wichtig und bitte in Gedanken fett unterstreichen) Sinn.

The Kissaway Trail - Smother + Evil = Hurt
Schon wieder ein etwas älteres Semester: als Single 2007 aus dem Album "The Kissaway Trail" veröffentlicht, ist es eines der (wenigen relativen?) Upbeat-Popstücke dieser wunderbaren Band aus Dänemark.

Lo-Fi Culture Scene - Abstract
Ha! Hier ein richtiger Sommer 2008 Song, vielleicht etwas kurz, aber trotzdem. Und überhaupt! Das Durchschnittsalter dieser Band ist 13.5, gespielt wurde schon vor Bloc Party, Los Campesinos! und Mumm-Ra. Who cares? Animiert zum Tanzen wird man trotzdem.

Santogold - L.E.S. Artistes
Irgendwas hat dieses Lied. Vielleicht ist es die Stimme? Oder das tolle Intro? Das vermag ich nicht wirklich zu sagen - nur so viel: behaltet diese Dame im Auge.

Mittwoch, 23. Juli 2008

Norwegian Wood


Einar Stray ist eines der neuen Indie-Wunderkinder. Wie Ólafur Arnalds aus Island ist der Norweger einer der Post-Rocker, die noch nicht oder gerade mal Anfang 20 sind (Einar ist Jahrgang 1990). Stray nimmt den Zuhörer mit auf Reisen durch den Schnee, an die Küste, durch den Wald, durch menschenleere Städte, hin zur hörbaren Stille und in irgendeine überfüllte Metropole dieser Welt. Fast immer begleitet vom Klavier, entweder mit Falsettstimme oder normaler, fast dahingehauchter Singstimme versteht Stray es, zielgerichtet dorthin zu tauchen, wo andere schon beim Zielen scheitern - ins Herz. Mal verstörend, mal bezaubernd - Einar Stray (dessen Stärke besonders das Instrumentalspiel ist). Legt euch in die Mitte eures Wohnzimmers, atmet tief ein und aus, dreht Herrn Stray auf und fühlt, wir ihr innerlich ruhiger werdet. Klingt wie eine Anleitung zur Meditation, ist es aber nicht.

Anhörtips:
Citywalkers, Teppet Faller, Don't Shoot Me Mr. Officerman

Links:
MySpace


Cold Mailman sind da ein wenig anders, trotzdem aber höchst sympathisch. Zuckersüßer Pop auf skandinavische Art und Weise, den man schon fast mögen muss - allerdings taucht hier und da auch ein dunkles Stückchen Pop auf. Keines ihrer Lieder ist ein pures Instrumentalstück, nein, da ist schon wieder eine durchaus angenehme Stimme - halt, da sind zwei, eine Männer- und eine Frauenstimme, die sich so ergänzen, wie man es sich wünscht. Und die Lieder singen, die man bei fast allen Tätigkeiten des Lebens hören kann - beim Autofahren, Bügeln, beim Herumdösen und Essen. Keine Bange, man kann auch "nur" Musik hören. Die Band scheint es noch nicht allzu lange zu geben (englisch- oder deutschsprachige Bandbiographien
sind rar), bei ihrer derzeitigen tollen Musik also sollte man Cold Mailman für die Zukunft im Auge behalten.

Anhörtips:
The Great Escape, Last Call To Newcastle, Rude Awakening at Hermit Junction

Links:
MySpace


P.S.: Einar Stray und Cold Mailman sind beim gleichen Label. Link hier.

Rückwärts nach vorne gehen

Frightened Rabbit - The Midnight Organ Fight

Was die schottischen Angsthasen da in die Welt gelassen haben, hat beinahe epische Ausmaße. Leidet der Songtexter an chronischem Herzschmerz? Und/Oder sieht er einfach nur die kleinen Dinge, die manche Menschen (leider) viel zu schnell übersehen? Vielleicht stimmt beides. Geschichten vom Loslassen, dem Neuentdecken einer Liebe und dem täglichen Kampf ums emotionale Überleben bestimmen das Zweitlingswerk der Herren aus Selkirk, einer Stadt in der zugigen Nähe von Glasgow.
Ich glaube, dass einige Lieder auf diesem Album thematisch zu Bloc Party's "A Weekend in the City" gehören. Die Sehnsucht nach Liebe; Sex mit einem Fremden; Annäherungen an sich selbst. Lieder, die eigentlich auf jedes Album gehören, dass das Herz berühren soll. Musikalisch schwebt man hier zwischen (Indie-)Pop/Rock und Folk mit einem Minimalstanteil Post-Rock, mit einer tiefen, manchmal kratzigen Männerstimme, die bekannt und beruhigend klingt und dabei bestimmt nie zu schnulzig. Brilliante Zeilen machen das Album aus, sie und wunderschöne Melodien lassen es nicht als zu gehetzt, dahingerotzt oder (auf der anderen Seite) langweilig erscheinen. Nein, es ist vertraut, neu und doch immer wieder überraschend. Dabei stehen ein paar Lyrics im Raum, die ins Herz stoßen. Zeilen wie "Jesus is just a Spanish boy's name/ How come one man grew to so much fame" (Head Rolls Off), "Is that you making fun of me?/ Coming back for even more/ Exactly the same/ You must be a masochist" (The Modern Leper), "I'm getting hammered/ Forget that you exist/ There's no way I'm forgetting this" (My Backwards Walk) oder "I need human heat" (The Twist). Mit The Midnight Organ Fight ist man ganz nah am Menschen. Bei denen, die sich einsam fühlen (oder auch nicht) und sich schon zu lange danach sehnen, mit Freunden im Wohnzimmer zu sitzen um ihnen zuzuhören, wie sie von ihrem Leben erzählen. Bei denen, die auf Dächern sitzen und die Sonne beim Untergehen beobachten. Bei denen, die im Zug der vorbeirauschenden Landschaft nachtrauern. Und denen, die dieses Album hören.

Fazit: 9.5/10

Anhörtips:
Fast Blood, My Backwards Walk, Head Rolls Off, Keep Yourself Warm

Links:
Homepage
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Freitag, 20. Juni 2008

Ólafur Arnalds & yndi halda - 20.06.2008 Barbican London: Wenn man im Atmen innehält

Yndi Halda + Ólafur Arnalds - 20.6.2008, Barbican Centre (London)

Lange angekündigt, in exklusiver Atmosphäre - der Isländer Ólafur Arnalds gibt sich wieder die Ehre in London (und das das zweite Mal in diesem Jahr). Erst im Februar hat er unsereiner im Rahmen einer Labelnacht von Erased Tapes durch einen Valentinsabend begleitet - und nun weniger als ein halbes Jahr später - als Hauptakteur im Contemporary Music Programm des Kulturzentrums Barbican. Als Support Yndi Halda aus Canterbury. Gut, sagt einem nun erstmal nichts, aber man kann sich eigentlich auf die Vor-/Partnerbandwahl Arnalds verlassen - wusste er schließlich Rökkuró mit auf seine Deutschland-Clubtour zu nehmen.

Das Ambiente und die Bands
Der Gig fand in der großen Halle im Barbican statt, allerdings konnte man nur im Parkett Platz nehmen - das hat dem Ganzen aber überhaupt nicht geschadet: soweit ich das sehen konnte, war das Konzert fast komplett ausverkauft. Eine gute Sicht dürfte man von allen Plätzen gehabt haben (ich saß auf Q27, fast ganz oben).
Punkt 7.30PM ging es los, fünf Herren kamen auf die Bühne, einer von ihnen barfuß (sehr sympathisch); noch im Hintergrund ihre Instrumente: (E-/Akustik-)Gitarren, Bass, Kontrabaß, E-Violine, Glockenspiel, Schlagzeug und Synthesizer. Die Bandmitglieder mögen vielleicht sämtliche Musikerklischees bedienen, doch überraschen Yndi Halda um so mehr, wenn sie dann "loslegen" - und das im wahrsten Sinne des Wortes. Post-Rock vom Feinsten, hie und da mit Gesang (vom scheinbaren Mastermind und Multiinstrumentalisten James Vella). Ihre Lieder scheinen ewiglang zu sein, aber wenn sie live spielen, fällt dies nicht wirklich auf. Jeder ihrer durchschnittlich 15 Minuten langen Songs baut sich feinst auf, wird von Schlagzeug, Violine und Gitarre getragen und findet seinen Klimax in einem zumeist kräftigen Mittel- oder Endstück, auf ihrem Album Eternal Bliss gleitet man sanft in diese Parts hinein, bei ihrem Gig wurde man teilweise hineingeworfen (und man sieht endlich mal wieder Gitarristen, die sich in Trance spielen). Ach ja, ihr Debütalbum haben sie mit 17 Jahren begonnen und mit 20 abgeschlossen. Wahnsinn.
Nun auf einer anderen Ebene, aber von YH wunderbarst eingeläutet - Ólafur Arnalds. Diesmal lag der Schwerpunkt auf seiner Variations of Static EP, zwar spielte er noch einige Songs seines Debüts Eulogy for Evolution, wie 3055 (mein Lieblingsstück), doch tat das der Atmosphäre keinen Abbruch. Arnalds' Lieder wie immer wunderbar arrangiert, andächtig vorgetragen - perfekt. Allerdings war sein Auftritt nicht sehr lang und für mich persönlich funktioniert seine Musik eher in einer kleineren Runde. Trotz dieser Kritik und des wenigen Texts zu Óli im Vergleich zu YH: Arnalds war eindeutig Schwerpunkt/Headliner des Abends, auch wenn die YH eher Partner als Vorband waren.

Das Publikum
Überraschend viele Kinder und "alte" Menschen (60+) waren im Publikum vorzufinden, jedoch war auch wieder das übliche Indie-Klientel anwesend. Ein wunderbar gemischtes Publikum, begeisterungsfähig, still in genau den richtigen Momenten - man spürt es, wenn die, die um einen herum sitzen, die gespielte Musik ebenso lieben wie man selbst. Ich bemerkte nach einiger Zeit, dass die, die neben mir saßen, es ebenso wenig wagten zu atmen, wie ich. Obwohl ich mir dieses Konzert alleine angesehen habe (bzw alleine gekommen bin), hatte ich während des Konzerts keineswegs das Gefühl, alleine zu sein. Um Gavaldas Buchtitel zu zitieren: "Zusammen ist man weniger allein". Und es stimmte. Ich würde jeder Zeit wieder 20 Pfund für so einen wunderbaren Abend ausgeben. Endlich wunderbare Menschen.


Yndi Halda: MySpace// Homepage// Label/Shop
Ólafur Arnalds: MySpace// Label/Shop

[Flyer: Quelle]

Work in Progress

Nein, wir sind nicht tot. Oder nicht mehr an Musik interessiert. Wir planen schon fleißig, lesen uns durch diverse Online-Musikzeitschriften, hören uns durch Alben, gehen zu Konzerten und auf Festivals. Und arbeiten und leben.

Es dauert nicht mehr lang, bitte habt Geduld mit uns :-)

Dienstag, 20. Mai 2008

Truly Spectacular?


MGMT - Oracular Spectacular

Sie sind ja nun auch schon "nichts neues" mehr, diese zwei New Yorker, die auf den Namen MGMT (ausgesprochen: Management) hören. Ihr Debüt erschien Anfang Mai in Deutschland, gute zwei Monate zuvor in Großbritannien, rund zwei Monate davor wiederum in ihrem Heimatland. Haben sie es mit der 2 oder bin ich nur wieder ein wenig paranoid? Schließlich gibt es in ihrer Band zwei Masterminds. Dies ist ihr zweiter Anlauf (sie hatten sich sogar schon getrennt) und dies ist ihr zweiter offizieller Bandname - zunächst nannten sie sich The Management, gaben diesen Namen aber auf, um Streitereien mit einer schon existierenden Band desselben Namens vorzubeugen. Und so sind sie nun eben MGMT, das viele auch wirklich als "M G M T" aussprechen (manchmal wünscht man sich doch offizielle Erklärungen zu Bandnamen - kann ja leider nicht alles so einfach zu begreifen sein wie "The Beatles") oder sie sind schlichtweg Andrew und Ben, zwei junge Männer, die sich an der Uni kennengelernt haben. Mittlerweile muss man sich Universitäten als kreative Brutstätte vorstellen, die immer wieder neues Talent hervorbringen.

So kann die Wesleyan University auch wahrlich stolz auf ihre Sprößlinge sein - mit Oracular Spectacular legt das Duo ihr Debüt vor. Beim ersten Anhören ist es, als würde man in die Musik der 70er (nur mit moderneren, besseren Instrumenten) zurückgeworfen. In eine Zeit, in der es noch echte Hippies gab, Flower Power nicht nur der Name eines Dresdner Clubs, Hesses Steppenwolf Vorbild und Mick Jagger noch (relativ) jung war.

Charmant und hitfähig ist Time To Pretend (TTP). Erinnert die Musik im Öffnungsstück der Platte noch an Urlaub, tut der Text dies bestimmt nicht. Da wird uns doch glatt unser Alltag und unsere Zukunft vor die Nase gehalten - ach, und das Leben, das so viele bestimmt gerne führen würden. Verdrängen was war, verstehen was ist, bestehen was kommen wird. Mit einem Video, das trashiger nicht sein kann, kann man die Erwartungen des Pulikums auch herunterschrauben, nur um es dann eines besseren zu belehren. Ja, wir werden hier Zeugen von etwas Großem, auch wenn wir insgeheim schon lange wissen, was es ist. Man nennt es Hype. Nach TTP sinkt die Gute-Laune-Kurve der Musik, Kids erscheint als der einzige weitere Höhepunkt. Zumindest nach einmaligem Hören. So entdeckt man bei jedem weiteren Hören etwas neues - ah, da ist diese Schicht Musik und ah, jetzt verstehe ich den Text. Und dann wächst diese zu Beginn noch fragwürdige, beinahe nervige Stimme einem ans Herz. Und der Synthesizer.

Nicht jedem wird diese Platte gefallen (wäre ja auch ein Wunder) - viele wird sie gar abstoßen. Erwartet nicht 9 weitere Lieder im Stil von TTP. Jeder für sich ist eine Perle, auch wenn TTP anfangs noch die am schönsten schillernde ist. Lasst die Finger von diesem Album, wenn ihr auf Indie-Pop mit Electro-Elementen allergisch reagiert. Oder auf experimentelle Musik.
Mir persönlich ist Oracular Spectacular manchmal zu experimentell, denn dann wird aus dem experimentellen schon fast wieder ein in sich geschlossener Einheitsbrei, der gelegentlich eher langweilt als mitreißt. Hörenswert, aber als Album nicht wirklich Pflichtkauf. Interessant, ein großes Stückchen mehr als Durchschnitt. Mehr leider nicht.

Vielleicht ist diese Platte gleichzusetzen mit dem, was John Frusciante meint, wenn er vom Universum spricht und Journalisten mit einem Wust von unverständlichem Geblubber überschüttet. Beinahe unerschließlich, da erschlagend vielfältig, diese Weiten.

7/10

Time To Pretend
Kids
Future Reflections

Mittwoch, 14. Mai 2008

Das Album danach. [Indie/Pop-Rock Ver.] Part I

Das zweite Album ist das schwierigste. So das ungeschriebene Gesetz der Popmusik (wahlweise auch anwendbar auf Rock, Indie, Electronica, ...), "Ausnahmen bestätigen die Regel" - aus diesem Grund werden wir uns nun mal mit diversen erfolgreichen Werken und ihren Nachfolgern beschäftigen.

Ach ja, Tomte ist unbeabsichtigt gelb eingefärbt. Vielleicht hat Blogger etwas dagegen.



Arctic Monkeys - "Don't believe the Hype"
Die Geschichte der arktischen Affen aus Sheffield ist legendär. Ausverkaufte Gigs ohne Plattenvertrag, dann nach Unterzeichnung des Vertrags bei Domino das sich am schnellsten verkaufende Album in der Geschichte der britischen Charts - Whatever People Say I Am, That's What I'm Not. Man liebt es oder hasst es. Diesem muss eigentlich auch nicht viel mehr hinzugefügt werden: die aus dem Debüt ausgekoppelten Singles sind ausnahmslos Erfolge; NME und diverse Musiksender (Fernsehen und Radio) schüren noch zusätzlich den Hype. War ihr Debüt noch eine Mixtur aus Indie-Rock lastigen Stücken, wendet sich das Quartett auf ihrem Zweitling doch auch mal purem Pop zu. Zwar lässt die Massenhysterie noch lange nicht nach, doch trotz allem wird man das Gefühl nicht los, dass die Band trotz ihres großen Outputs ein wenig den Dampf verloren hat, der hinter den Liedern ihres Debüts stand. Nun gilt die Aussage des Titels des Debüts für das Zweitlingswerk. Muss das zwangsläufig schlecht sein? Nein, keinesfalls - es öffnet sogar noch neue Perspektiven auf eine Band, die von Anfang an so rotzig und dabei noch ehrlich erschien, wie man es sich schon lange gewünscht hatte. Im Video zur I Bet You Look Good On The Dancefloor Single macht Alex Turner zwar sein berühmtes "Hype"-Statement, aber noch immer sind diese musikalischen Affen die Personifizierung des Hype im Vereinigten Königreich. Schon mal versucht, an Tickets für eines ihrer Konzerte zu kommen? Viel Glück - so viel sei gesagt: man trifft britische Musikliebhaber/Fans nicht ohne Grund zu Hauf bei Gigs in anderen europäischen Ländern. Ob sie nun den Hype insgeheim mit ihren - zugegebenermaßen - strategisch vorteilhaften Alben-/Single-/EP-Veröffentlichungen schüren, sei dahin gestellt. Nur habe ich noch nie eine Band gesehen, die in Clown-Kostümen im britischen Fernsehen so charmant aussah.
Album 1: I Bet You Look Good On The Dancefloor
Album 2: Do Me A Favour


Art Brut - Avantgarde?
Für die einen eine Quatschkopfband, die Musik macht, die nicht zählt, bei der der Sänger nicht singt - für die anderen Musik mit avantgardistischem Hintergrund, sozio-realistischen Texten. Man mag sich auf beiden Seiten hinter imposant klingenden Adjektiven verstecken, eins aber bleibt klar: ob nun "wichtig" oder nicht, Charme haben sie (auch wenn man eher Neuigkeiten von Schlägereien oder Bandfehden hört, in die der Sänger verwickelt sein soll). Texte eines scheinbaren Idioten ("Good Weekend") mischen sich auf ihrem Debüt Bang Bang Rock & Roll mit sozialkritischen Aussagen ("My Little Brother"). It's A Bit Complicated ging beinahe im Nichts der Nichtbeachtung unter. Scheinbar vergessen neben den Alben der anderen Bands der Britpop 2.0 "Bewegung". Ob sie das geahnt haben? Wir werden es wohl nie wissen - eins nur ist klar: sie sind noch zynischer und unberechenbarer in ihren Texten und progressiver und experimenteller in ihre Musik. Irgendwie ist das eine Fortsetzung vom Debüt. Nur der Erfolg bleibt aus. Anscheinend ist es momentan das Schicksal dieser Avantgarde zu provozieren aber unbeachtet zu bleiben.
Album 1: My Little Brother
Album 2: People In Love


Bloc Party - Ein Sprachrohr einer Generation
Man brachte sie mit Gang of Four in Verbindung, bevor die Mitglieder von Bloc Party überhaupt Musik von ihnen gehört hatten. Sie wurden als Hitgaranten gefeiert, noch bevor sie ihre erste Single mit einem Plattenlabel veröffentlicht hatten. Ja, die vier jungen Herren aus London haben schon viel richtig gemacht. Mit Banquet schrieben sie ein Stückchen Soundtrack für das Mixtape eines im '00er Jahrzehnt aufwachsenden Jugendlichen, schufen gar einen garantierten Mitgrölhit für eine jede Indie-Disse - bis heute! Silent Alarm, mal wieder ein Kritikerliebling, empfand ich anfangs als Griff ins Klo. Aber wie das so mit den Alben ist, die sich ins Herz meiseln, Gesang, Gitarre und Schlagzeug werden zu einem Geflecht, das sich irgendwo in den Indie-New-Wave-Himmel spielt. Identifizierbar bis zum Letzten boten BP auf ihrem Debüt all das, was Plattenfirmen wohl als Hitgiganten einstufen. Umso höher wiederum die Erwartungen an den Zweitling. Doch, Leak sei dank, zerfleischt sich die Netgemeinschaft schon einige Monate vor Veröffentlichung von A Weekend In The City das Maul darüber. Von schlecht über mittelmäßig bis brilliant wurde es in Grund und Boden rezensiert; das Album selber wurde dann in so vielen unterschiedlichen Versionen mit unterschiedlichen Bonussongs veröffentlicht, dass es für ein weiteres Album gereicht hätte (diese Bonussongs spuken in Form der inoffiziellen EP Another Weekend In The City durchs Netz) und einige dieser Songs wären auf dem richtigen Album besser aufgehoben gewesen. Doch, so ist es nun mal und man muss sagen, dass man A Weekend In The City wohl als das behandeln muss, was es ist, um zu ihm Zugang zu finden: als bewusstseinserweiterndes Erlebnis. Okereke entfernt sich von seinen kryptisch verschlüsselten Songtexten zu einfachen, klaren Worten, denen es aber nicht an Originalität oder Schönheit fehlt. Wie ich bereits sagte - vielleicht ist es das Schicksal von einigen Lieblingsalben, dass man ein wenig Zeit braucht, um sie komplett ergreifen zu können. There's no party like (a) bloc(k) party.
Album 1: Like Eating Glass
Album 2: Hunting For Witches


Death Cab For Cutie - Die Wunder in den kleinen Dingen
Für viele deutsche Musikhörer gibt es wahrscheinlich eine Zeit vor und eine nach The O.C. - für Death Cab For Cutie auch. Seitdem ihr drittes Album Transatlanticism zum Lieblingsalbum eines der Hauptcharaktere der Serie auserkoren wurde, ist diese Band in aller Munde (wer sich für amerikanische Indie-Musik interessiert wird allerdings schon eher auf sie gestoßen sein) und das Album auf der Erfolgsspur - was hierbei als zusätzliche Info zu erwähnen wäre: diese Perle der modernen Popmusik hat das Uhlmann'sche Label Grand Hotel van Cleef nach Deutschland gebracht. Nun sind manche vielleicht von den episch anmutenden, langen Liedern abgeschreckt, doch jeder, der sich die Zeit nimmt und der es wagt, tiefer in die DCFC'sche Musik einzutauchen, wird bereichert. Wäre Transatlanticism ein Buch, würde es in der "Life changing Books" Ecke bei Waterstone's stehen. Plans ist nun ebenfalls unverkennbar mit dem Stempel der Band versehen, schafft es aber leider musikalisch nicht, Transatlanticism das Wasser zu reichen - auch wenn es das allemal in seinen Songtexten kann, denn da knüpft es nahtlos an den Vorgänger an. Für viele war trotz des Erfolges von Transatlanticism wahrscheinlich Plans der Einstieg in die Musik der Band - in umgedrehter Reihenfolge gehört, verschmilzen die beiden Alben fast zu einer aufeinander beruhenden Einheit. Mit Wahrheiten, die das Herz brechen und Versprechen, nach denen sich jeder Mensch sehnt. Today, sorrow drips into your heart through a pin hole but someday you will be loved.
Album 1: Transatlanticism
Album 2: I Will Follow You Into The Dark


Franz Ferdinand - Die Vorboten der britischen Welle
Wo kamen sie her? Wo wollten sie hin? Irgendwie waren sie auf einmal da, mit ihrem übermäßig zum Tanzen anregenden Take Me Out (tatsächlich ihrer zweiten Single), dann wurden sie zu Wunderkindern stilisiert, als ihr Debüt veröffentlicht wurde. Mal wieder schrieb der NME sich dumm und dusselig, MTV bescherte ihnen Dauerrotation. Ich gebe es zu - anfangs fand ich den ganzen Spuk um diese Band ziemlich übertrieben. FF, die Nutznießer der Strokes, die "Indie"-Rock erst wieder auf die Bildfläche zurück katapultiert haben, FF die übermäßigen Hipster - nur um ein paar negative Assoziationen meinerseits aufzulisten. Ja, schnell wurden sie Kritikerlieblinge, ihre Musik ebnete Bands wie Bloc Party den Weg (in die Akzeptanz und aus der Grube der Bedeutungslosigkeit der Unbekanntheit). Nach endlosem Zögern habe ich dann auch mal zugegriffen und mir das Debüt gekauft und fand es brilliant. Warum die anfängliche Zurückhaltung, die übertriebene Kritik? Ich kann nur auf den übertriebenen Hype verweisen - und das damals noch nicht vorhandene Interesse an Indie-Pop/Rock oder New Wave oder oder oder. Umso gespannter war ich dann auf das zweite Album. Do You Want To war ein toller Einstieg, erinnerte irgendwo an Take Me Out/This Fire mit ein paar neuen, spielerischen Elementen, aber irgendwo war da etwas schief gelaufen. Moment mal, was war mit FF passiert? War man auf einmal an Neo New Wave gewöhnt, weil so viele andere Bands nach dem Debüt FFs so viele tollere Alben veröffentlicht hatten? Bis auf Eleanor Put Your Boots On fand ich keinen der Songs herausragend, das Ausschlachten des Albums ein wenig übertrieben. Sind FF mit ihrem zweiten Album nun wieder aufs Abstellgleis geraten? Für andere keineswegs - ich hoffe nur, sie halten eines ihrer Versprechen und erfinden sich mit ihrem dritten Album wieder neu. Das soll übrigens dieses Jahr im Oktober veröffentlicht werden. Put your boots back on.
Album 1: This Fire
Album 2: Eleanor Put Your Boots On


Hot Hot Heat - Die bekannten Unbekannten
Es ist noch nicht mal ihr Debüt und erst mit Elevator bemerken die Leute, wie grandios Hot Hot Heat sind. Heiße, heiße Hitze, die in mehr oder weniger intensiver Form aus den Lautsprechern hallt, mit ein wenig Glockenspiel, Keyboard, Wortspielen wie "You Owe Me An IOU", Indie-Prog-Musik, künstlerisch verschachtelten Songtexten und herrlich (un-)bedrückender Melancholie. Mit "Goodnight Goodnight" wurden die Kanadier Lieblinge in den Sets vieler Indie-Disco-DJs, doch noch immer sind sie einige der großen Unbekannten. Hot Hot Heat ist leider immer noch ein Geheimtipp, ebenso wie viele ihrer kanadischen Musikkollegen (Arcade Fire ausgenommen). Die Band ist jedoch ein sehr gutes Beispiel dafür, was passiert, wenn Multiinstrumentalist auf Multiinstrumentalist auf Multiinstrumentalist auf Multiinstrumentalist trifft (sie sind schließlich ein Quartett) und man dabei auch noch ein Album mit einem durchgängigen roten Faden, starken Texten und tanzbarer Musik schafft. Was aber ist auf Happiness Ltd. passiert? Irgendetwas fehlt, Steve Bays Stimme nervt an manchen Stellen fast, auch wenn Text und Musik deswegen nicht unbedingt schlecht sein müssen. Sie sind nur - anders, ohne den roten Faden, die Geschichte, die noch alle Songs auf Elevator verbunden hat. Vielleicht findet man hier oder da den Charakter aus ihrem Erfolgsalbum, doch Hot Hot Heat verlieren sich wie bei Make Up The Breakdown (Vorgänger von Elevator) in progressivem Indie-Rock. Was bleibt da bei all dem noch zu sagen? Maybe there's a bit of me waiting for a bit of you.
Album 1: Middle of Nowhere
Album 2: Let Me In


Tegan and Sara - Verrückte Zwillinge in einer verrückten Welt
Ja, Tegan und Sara sind Zwillinge. Ja, sie machen Musik. Nein, sie leben nicht in derselben Stadt. Nein, sie sind nicht normal. Normal? Langweilig! Ein bisschen verrückt muss man schon sein, wenn man seit Jahren mit seinem vom Aussehen her personifizierten Spiegelbild Musik macht. In Europa für Ewigkeiten nicht beachtet, steht auf einmal So Jealous in den Läden (ihr viertes Album nach diversen Demos) und auf einmal werden sie von den White Stripes gecovert, in "Hitserien" wie Grey's Anatomy oder The L Word gespielt und andere Musiker bekennen sich als Fans. Ich bin per Zufall auf sie gestoßen, wie das so oft ja bei Lieblingsbands der Fall sein soll und bin seitdem begeistert. Sie machen Folk auf So Jealous wieder salonfähig - das auf eine so charmante Art und Weise, das einem das Wort Folk beinahe auf der Zunge zergeht. Wer sich vor Pop oder eben Folk nicht scheut, dem sei dieses Album als Tegan and Sara Einstieg wärmstens ans Herz gelegt. Nach dem Erfolg von So Jealous legten sie mit The Con ein - textlich - noch düsteres Album nach (Produzent ist kein geringerer als DCFC's Chris Walla). Indie-Rock ist hier der neue Folk. Noch immer tingeln T&S durch fast jede amerikanische Kleinstadt, so wie vor So Jealous, in Europa machen sie mit ausverkauften Gigs von sich reden. Labertaschen auf der Bühne, die den Kontakt zu ihren Fans lieben, so umschreiben sie viele. Ach ja, Labertaschen mit viel Talent fürs Musikmachen. Das Album danach ist ihnen bestens gelungen (auch wenn ich der Meinung bin, dass ein wenig mehr Folk der Platte gut getan hätte, aber das ist nur meine Meinung).
Album 1: Walking With A Ghost
Album 2: Nineteen



Tomte - Die Stimme deutscher Herzen
Auch hier ist es nicht das Debüt, das einer Band den "Durchbruch" verschafft - Hinter All Diesen Fenstern ist das dritte Album (die Blinkmuffel EP nicht mit einberechnet) der nach einem Kinderbuch von Astrid Lindgren benannten Band um Thees Uhlmann. Uhlmann, Mastermind und mittlerweile (oder vielleicht gerade wegen diesem Album?) Institution der deutschen Indie-Szene mit eigenem Label, hat es da irgendwie richtig gemacht. Sie machen deutsche Musik wie viele andere Bands, noch bevor es hip ist, dies zu tun, sie schreiben Melodien, die scheinbar einfach, sich gepaart mit den Zeilen eines Menschen, der rührend über "die Schönheit der Chance" schreibt, die man finden kann, wenn man über die Traurigkeit der Einsamkeit hinwegsieht, in das Gedächtnis kleben wie die zuckersüßen Worte, die man so gerne hört, wenn das Herz mal wieder ein wenig Trost braucht. Trost, Versicherungen, dass es Menschen da draußen gibt wie man selbst, dass man nicht alleine ist auf der Suche "nach den schönen Menschen". Glaubensbekenntnisse eines Mannes, der laut Eigenaussage nicht gerade vom Glück verfolgt wurde, der Hymnen auf das Leben schreibt. Auf die Schönheit des Lebens, selbst wenn es schmerzt. Und dann hat Uhlmann endlich selber das Glück gefunden. Liebe. Und veröffentlicht mit Buchstaben über der Stadt ein Album darüber, für das er ordentlich eins auf die Mütze kriegt. Sind Worte und Melodien weniger schön, weniger tröstlich, weniger herzzereißend, nur weil der Schreiber glücklich ist? Weil es wirklich Happy Ends gibt? Warum wurde das Album denn dann so verrissen? Vielleicht, weil es für viele einfacher ist, das Leben als schön zu begreifen, wenn man dessen Zerbrechlichkeit vor sich hat. Buchstaben über der Stadt ist eine weitere Liebeserklärung an das Leben. Nur eben von einem glücklichen Menschen geschrieben. Für immer die Menschen.
Album 1: Schreit den Namen meiner Mutter
Album 2: Ich sang die ganze Zeit von dir

T.B.C.

Montag, 14. April 2008

Es war einmal...



















"Kunst über Vernunft" (V.Ö. 11.o4.)

Maeckes und Celina sind Musiker.
Maeckes und Celina werden ein Paar.
Maeckes und Celina trennen sich voneinander.
Maeckes und Celina nehmen zusammen ein Album auf.

"Kunst über Vernunft" ist die Chronik einer gescheiterten Beziehung, die beide auf musikalischem Weg zu verarbeiten versuchen, ohne dabei in gegenseitige Schuldzuweisungen zu verfallen.
Das Ergebnis ist ein hauchzartes, masochistisches 1o-Schritte-Selbsthilfe-Programm, das mit verstörender Ehrlichkeit und emotionaler Unerschrockenheit ein bisher in dieser Form wohl noch nie dagewesenes Projekt einläutet.

"Zwei Seelen, eine Idee: Musik. Ein Wort, ein Ton, ein Mikro."

Und sie steigen gewaltig in dieses Projekt ein, die "Zwei Welten" entfalten sich taufrisch vor dem Hörer. Maeckes reimt in Bestform, kreativ wie eh und je, Celina trägt die Hook mit samtener Stimme ins Ziel.

Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit kann schwierig werden, wenn das Gedächtnis die Erinnerung verfälscht oder Emotionen im Kopf Bilder formen, die mit der Vergangenheit nicht mehr viel zu tun haben.
Für mich bleibt unverständlich, wie beide dennoch so aufrichtig und teilweise abgeklärt über Geschehenes sprechen können. Miteinander. In ein Mikro.

"Kunst über Vernunft" zeigt beide von einer betont besinnlichen und nachdenklichen Seite. Es ist weder Fisch und Fleisch, das jedoch bringt dem Album keine Abstriche, sondern Pluspunkte ein, denn obwohl Maeckes rappt, ist es kein HipHop. Obwohl es kaum von Beats getragen wird und Gesang ein tragendes Element ist - kein Pop.
Was sich auf dem MashUp- Mixtape vor ein paar Jahren auf geniale Weise angekündigt hat, wird hier konsequent auf den Punkt gebracht: Gänzlich neue Klänge bereichern das Ohr des Hörers und verbinden sich mit Sprechgesang zu einer homogenen Achterbahnfahrt..

Von aggressiven Drums ("2 Welten") über tiefmelancholische Klavierstücke ("Kunst über Vernunft") bishin zu 30er-Jahre-Swing ("Alkoholabhängige Piloten") zieht sich ein hochkreativer rot-schwarz-silbern-bleigrüner Faden um die zehn abwechslungsreichen Memoiren.

"Schade, Arschloch", der Promo- Track des Albums, bleibt auch nach unzähligen Durchläufen eines der beeindruckendsten Zwiegespräche auf "Kunst über Vernunft".

"Ja, schade dass ich so ein Arschloch bin, denn alles ergab doch n Sinn. Mein Charakter passt gut zu deiner Haarfarbe, ein paar Tage mehr und wir hätten uns gemocht. Paar Wochen mehr und wir hätten uns geliebt. Paar Jahre mehr und wir hätten uns gehasst."

Intuitiv kommt alles aufs Blatt, was sich während der Beziehung in den beiden Köpfen aufgestaut hat. Teilweise switcht der Text ins Englische, der Gesang driftet ins Unverständliche ab. Welten verschwimmen. Techno-Weihnachtslieder unterbrechen depressive Schneegestöber, Fliegenschwärme tragen den widerlichen Geruch von Vergänglichkeit an die Bahnhofstation.

"Bald ist es so weit, dass sie mal an Familie denkt- denkt sie sie ich grad, denn sie sieht grad einen Familienvater, wie dieser grad den Kinderwagen aus dem Graben zieht und nur noch das Kind vermisst, er läuft die ganze Straße ab, obwohl das Kind noch drinnen sitzt."

Umso verwunderlicher, dass ich selten wirklich ergriffen bin. Die Melodien sind wunderschön. Tausendfaltig. Die Texte zeigen, dass David Goliath mit einem brechenden Haken ins Nirvana verfrachtet. Kunst siegt über Vernunft, Maeckes und Celina finden wieder zueinander und bleiben Freunde. Besser noch, sie wandeln negative Energien in einen musikalischen Ausnahmesilberling um.
Warum kann ich das Album nicht so feiern wie jeder andere das sonst tun würde?

Vielleicht, weil Celina auf mich von Zeit zu Zeit nicht authentisch, sondern aufgesetzt wirkt, schon im Intro fürchterlich künstliche Phrasen drischt. Keine Frage, eine für deutschen HipHop heilsame Stimme, die Valezka und Konsorten allein qualitativ um Längen voraus ist.
Vielleicht ist es ihre Attitüde, die ab und zu kaum sichtbar zwischen wirklich guten Texten aufblitzt und wahrscheinlich nur mir übel aufstößt. Mir kommt ihr Bild aus einigen Interviews in den Kopf. Ich wende mich ab.

Eigentlich tut das dem Album keinen Abbruch, es steht für sich als beispielloses Melancholie- Aspirin und dürfte sicherlich viele einsame Seelen zur Therapierbarkeit bekehren.

Glücklicherweise verabschiedet sich der Maeckes, den ich am meisten zu schätzen weiß, mit "Don't Ask" in unverwechselbarer Raufasertapetenhypnose aus dem Album. Man schweigt, staunt, ist ergriffen.

Genial. Doch irgendwie kommen nur wenige Tropfen des Herzblutes, die sicherlich in dieser Platte stecken, bei mir an. Irgendetwas fehlt. Und es fehlt gewaltig. Und das, obwohl der Schmerz einem oft mit dem Zaunpfahl die Tür in Splitter schlägt.

Bleibt nur noch zu sagen:


"Unter diesen Umständen kann ich dich nicht lieben."

7.5/10

Schade, Arschloch [Hörprobe]


Montag, 7. April 2008

Missed Opportunities


Kennt ihr das auch? Ihr wärt beinahe zu einem Konzert gegangen, seid es aber doch nicht (aus welchen Gründen auch immer) und könntet euch im Nachhinein verfluchen, weil ihr herausgefunden habt, dass die Band, die ihr verpasst habt, nicht gerade schlecht ist?
Dies ist mir auch letzte Woche passiert, meine Freunde waren in London, also sind wir zum legendären "Hope & Anchor" Pub in Islington gepilgert, eigentlich wollte ich eine schweizerische Band Namens 7 Dollar Taxi (MySpace) ansehen, habe mich aber doch dagegen entschieden. Drei meiner Freunde haben es sich angesehen (zur Erklärung für die, die noch nie im Hope & Anchor waren: Erdgeschoss/1. Etage: Pub - kostenloser Eintritt; Keller: Club -
£5), es haben mehrere Bands gespielt, unter ihnen auch eine namens TRIPWIRES (nicht zu verwechseln mit The Tripwires). Nun hat diese Band das aus 10 Personen bestehende Publikum mit ihrer Bühnenpräsenz beeindruckt (mich auch, den "Gig" konnte man an einem Flatscreen ohne Ton mitverfolgen). Ein wenig Progressive, ein großes Stück Indie mit einem Riesenhappen Rock und einer männlichen Stimme mit britischem Akzent - so würde ich es mal wieder schubladengerecht einschätzen. Ich bitte euch, auch selber mal reinzuhören (MySpace). Abgesehen davon fress' ich nen Besen, wenn diese Band es - zumindest im UK - nicht mal bis ganz nach oben schafft.

Aber zum Thema verpasste Chancen: verpasste Konzerte sind ja nicht das einzig Schlimme. Am wunderbarsten ist es schließlich immer noch, wenn man eine Band für sich (wieder) entdeckt hat, nur um dann herauszufinden, dass diese nicht mehr exisitert. Joy Division (anscheinend eine der Referenzbands für Musikjournalisten) habe ich ja zu Lebzeiten sowieso nie erleben können, aber das soll man ein Beispiel sein. Legen wir hier bitte noch Gedenkminuten ein für Blumfeld, Hund am Strand, Decorder, Pizzicato 5ive, Test Icicles (für den Song Circle. Square. Triangle), Milburn (ja, richtig gelesen), The Cooper Temple Clause, Death from Above 1979 und all die vielen anderen wunderbaren Bands, die mir hier gerade im Kopf herumgeistern, die ich aber ohne den Rahmen zu sprengen nicht nennen kann.

Und manchmal, aber nur manchmal, nimmt man eine Gelegenheit wahr, bevor es zu spät dazu ist. Das legendäre Astoria in London sollte ja, wie einige vielleicht (?) mitbekommen haben, wegen den Crossrail Bauarbeiten abgerissen werden, doch anscheinend wurde aufgrund der zahlreichen Proteste und Beschwerden entschieden, dass es noch 5 weitere Jahre stehenbleiben darf. Nun zu der fast verpassten Gelegenheit - am Samstag waren meine Freunde und ich (ja, dieselben von oben) im Astoria 2 zu einer Clubnight namens Push - mit einigen tollen Songs in der DJ Playlist. Angeblich sollen Good Shoes und Bloc Party DJs gewesen sein, aber in dem DJ-Häuschen hab ich - glaub ich - nur Kele Okereke von BP gesehen (und danach andere Leute). Hier ein paar Perlen aus ihrer Playlist, über deren Künstler ich mich unter Garantie in naher Zukunft auch noch mal äußern werde (und die schon seit einigen Wochen in meinen Ohren umherwandern).
Vampire Weekend - A-Punk
Mystery Jets - Young Love (feat. Laura Marling)
The Postal Service - Such Great Heights
MGMT - Time to Pretend
CSS - Off The Hook

Samstag, 29. März 2008

Momentaufnahmen.

"Ich bin ein Thomas und kein Thomas Mann".
Was hier in dem Liedtext von "Nach dem Goldrausch" angemerkt wird, mag vielleicht stimmen, seitenlange Sätze verwendet der FOTOS-Frontmann, Sänger und Gitarrist Tom Hessler bei weitem nicht. Muss das zwangsläufig schlecht sein? Auf keinen Fall. Schauen wir doch mal genauer hin.

Gesucht und gefunden haben sich die vier Mitglieder (Tom, Deniz, Beppo und Frieder) der deutschen Band FOTOS 2006, gleich "musikalisch" gefunkt soll es haben bei den ersten Proben, sympathisch sollen sie sich einander von Anfang an gewesen sein. Sie veröffentlichten mit “Komm zurück” '06 ihre erste Single, die vielerorts Begeisterung auslöste, nach einem Gig auf dem Immergut wurde das bei keiner Plattenfirma unter Vertrag stehende Quartett gar von der kanadischen Band Broken Social Scene empfohlen. Nun ja, der Vertrag ließ dann nicht lange auf sich warten, ebenso wenig wie ein (berechtigter) Hype in der deutschen Indie-Szene, der sich gewaschen hatte. “Ein bisschen wie Bloc Party und Sonic Youth, nur mit deutschen Texten, mit so viel Charisma wie Franz Ferdinand” tönten Musikredakteure von Hamburg bis Wien. “Giganten”, ihre zweite Single, war Vorbote für das Debüt der vier jungen Herren, das am 28. September 06 veröffentlicht wurde. Von Einsamkeit, Liebe, Verzweiflung, Glücklichsein (und manchmal von allem in einem) singen und spielen sie, schaffen Hymnen auf Freundschaft und das Leben, das hier und da gehörig zwickt und einengt, aber trotzdem lebenswert ist. Zwar braucht das Album ein paar Durchläufe, um sich ins Hörerherz zu brennen, doch, so munkelt man zumindest, bei Bloc Party soll das ja nicht anders sein. Aber wer jetzt Bodyguards, VIP-Getue und Sonnenbrillen vermutet, liegt falsch. Den Verkauf von Merchandise nach Konzerten übernehmen sie immer noch selbst, um Kontakt und eine gute Beziehung zu ihren Fans sind sie sichtlich bemüht und Sonnenbrillen sieht man nur auf Fotos und wenn sie bei Interviews gegen die Sonne blinzeln müssen. Eine Bilderbuchband, wenn ihr mich fragt.

“Sag nicht, dass du verbittert bist, weil Bitterkeit ihre Kinder frisst”
Nun also das zweite Album, “Nach dem Goldrausch”, das der ersten - gleichnamigen - Singleauskopplung folgt und mit kleinen, großen und mittelgroßen Worten zu begeistern weiß. Wiedereinmal braucht es ein paar Durchläufe, doch zu begeistern vermag das etwas ruhiger geratene Werk ebenfalls. Betrachtet man beide Alben als eins, erkennt man, dass sie sich weiterentwickelt haben, Funk- und Electroanleihen mag so mancher bei ihrem neuen Album vielleicht erkennen. Allerdings muss man ihnen zugestehen, dass sie ihren Wurzeln treu geblieben sind: starkes Songwriting, das ohne unnötige Schnörkel auskommt und in der ein oder anderen Metapher ausdrückt, was so manche Künstler in Alben nicht ausdrücken können. Die Stimme wird hie und da zum Instrument, die Gitarre tritt gelegentlich in den Hintergrund, doch im Großen und Ganzen setzen sie fort, was sie auf FOTOS begonnen haben, wenn auch mit frischem Wind. Besonders hervorzuheben sind auf dem Album die Lieder Nach dem Goldrausch, Serenaden, Explodieren und FOTOS.

Auch wenn so mancher sich wieder daran stören wird, dass die FOTOS Wiederholungen (Text und Musik) in ihren Liedern scheinbar mögen, so muss man doch trotz allem sagen - Hut ab. Und es gilt immer noch - man mag sie eben oder man mag sie nicht. Wer sie nicht mag, weiß aber nicht, was er da an Spaß verpasst.

Wertung: 9.5/10

Links:
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Video "Nach dem Goldrausch"
"Nach dem Goldrausch" bei Musicline