Dienstag, 20. Mai 2008
Truly Spectacular?
MGMT - Oracular Spectacular
Sie sind ja nun auch schon "nichts neues" mehr, diese zwei New Yorker, die auf den Namen MGMT (ausgesprochen: Management) hören. Ihr Debüt erschien Anfang Mai in Deutschland, gute zwei Monate zuvor in Großbritannien, rund zwei Monate davor wiederum in ihrem Heimatland. Haben sie es mit der 2 oder bin ich nur wieder ein wenig paranoid? Schließlich gibt es in ihrer Band zwei Masterminds. Dies ist ihr zweiter Anlauf (sie hatten sich sogar schon getrennt) und dies ist ihr zweiter offizieller Bandname - zunächst nannten sie sich The Management, gaben diesen Namen aber auf, um Streitereien mit einer schon existierenden Band desselben Namens vorzubeugen. Und so sind sie nun eben MGMT, das viele auch wirklich als "M G M T" aussprechen (manchmal wünscht man sich doch offizielle Erklärungen zu Bandnamen - kann ja leider nicht alles so einfach zu begreifen sein wie "The Beatles") oder sie sind schlichtweg Andrew und Ben, zwei junge Männer, die sich an der Uni kennengelernt haben. Mittlerweile muss man sich Universitäten als kreative Brutstätte vorstellen, die immer wieder neues Talent hervorbringen.
So kann die Wesleyan University auch wahrlich stolz auf ihre Sprößlinge sein - mit Oracular Spectacular legt das Duo ihr Debüt vor. Beim ersten Anhören ist es, als würde man in die Musik der 70er (nur mit moderneren, besseren Instrumenten) zurückgeworfen. In eine Zeit, in der es noch echte Hippies gab, Flower Power nicht nur der Name eines Dresdner Clubs, Hesses Steppenwolf Vorbild und Mick Jagger noch (relativ) jung war.
Charmant und hitfähig ist Time To Pretend (TTP). Erinnert die Musik im Öffnungsstück der Platte noch an Urlaub, tut der Text dies bestimmt nicht. Da wird uns doch glatt unser Alltag und unsere Zukunft vor die Nase gehalten - ach, und das Leben, das so viele bestimmt gerne führen würden. Verdrängen was war, verstehen was ist, bestehen was kommen wird. Mit einem Video, das trashiger nicht sein kann, kann man die Erwartungen des Pulikums auch herunterschrauben, nur um es dann eines besseren zu belehren. Ja, wir werden hier Zeugen von etwas Großem, auch wenn wir insgeheim schon lange wissen, was es ist. Man nennt es Hype. Nach TTP sinkt die Gute-Laune-Kurve der Musik, Kids erscheint als der einzige weitere Höhepunkt. Zumindest nach einmaligem Hören. So entdeckt man bei jedem weiteren Hören etwas neues - ah, da ist diese Schicht Musik und ah, jetzt verstehe ich den Text. Und dann wächst diese zu Beginn noch fragwürdige, beinahe nervige Stimme einem ans Herz. Und der Synthesizer.
Nicht jedem wird diese Platte gefallen (wäre ja auch ein Wunder) - viele wird sie gar abstoßen. Erwartet nicht 9 weitere Lieder im Stil von TTP. Jeder für sich ist eine Perle, auch wenn TTP anfangs noch die am schönsten schillernde ist. Lasst die Finger von diesem Album, wenn ihr auf Indie-Pop mit Electro-Elementen allergisch reagiert. Oder auf experimentelle Musik.
Mir persönlich ist Oracular Spectacular manchmal zu experimentell, denn dann wird aus dem experimentellen schon fast wieder ein in sich geschlossener Einheitsbrei, der gelegentlich eher langweilt als mitreißt. Hörenswert, aber als Album nicht wirklich Pflichtkauf. Interessant, ein großes Stückchen mehr als Durchschnitt. Mehr leider nicht.
Vielleicht ist diese Platte gleichzusetzen mit dem, was John Frusciante meint, wenn er vom Universum spricht und Journalisten mit einem Wust von unverständlichem Geblubber überschüttet. Beinahe unerschließlich, da erschlagend vielfältig, diese Weiten.
7/10
Time To Pretend
Kids
Future Reflections
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