Sonntag, 3. August 2008

Nach Hause kommen.


Andrew Bird - Armchair Apocrypha

Ich hatte mal einen Vogel, der hieß Bubi. Und er sah genauso aus wie der Wellensittich auf Andrew Birds Armchair Apocrypha. Nun mag man vielleicht sagen, dass soetwas keinesfalls in eine Plattenkritik gehört, aber ich finde, ein gutes Cover gehört schon dazu. Und wenn man dazu auch noch ein persönliches Verhältnis aufbauen kann, ist das noch ein weiterer Grund, ein Album zu hören. Gut, ich muss dazu sagen, dass ich diesem Album nicht zuerst im CD-Laden begegnet bin, sondern mir von Timm eines der Lieder des Albums geschickt wurde (dafür bin ich heute noch dankbar). Und wie es dann eben läuft - extensives YouTuben (ach, immer dieses Neudeutsch, schrecklich...) und irgendwann dann doch der Gang zum Plattenhändler (bzw der Kette) des Vertrauens, wo einem dann endgültig die ohnehin schon existente Zuneigung zu diesem Album ins Gesicht springt.
Andrew Bird, scheinbar hauptberuflich Multiinstrumentalist, zieht die Hörer in Armchair Apocrypha in eine Welt zwischen Zu Hause, vorbeirasenden Landschaften und dem Menschen auf der anderen Straßenseite. Ironisch bis sarkastisch-zynische Texte, die endlich mal das laut werden lassen, was den immer noch Denkenden dieser Welt seit einiger Zeit (beziehungsweise der medialen Überpräsenz von hirnraubenden Sendern wie CNN und diversen anderen) durch den Kopf spukt. Da ist dieser kleine, aber heftige Seitenhieb für den Otto-Normal-Amerikaner, der nach diesem Album fast dazu gezwungen wird, seine (eigenen) Augen zu öffnen. Aber - wer hätte es gedacht - es ist nicht nur Musik für Amerikaner, sondern für jeden, der sich manchmal fragt, warum man eigentlich das Gefühl hat, dass da noch drei Kilometer Luft zwischen der eigenen und der auf der eigenen liegenden Haut eines anderen Menschen sind: 'what was mistaken for closeness was just a case of mitosis/ why do some show no mercy while others are painfully shy?' Er spricht das Große im Kleinen an und bleibt dabei doch zutiefst persönlich, sodass man beinahe das Gefühl hat, Herr Bird würde einem eben eine dieser Geschichten bei einem Glas Wein (wahlweise einem anderen Getränk) erzählen.
Musikalisch geht Bird im Vergleich zu Weather Systems nicht wirklich neue Wege, das Pizzicato und das herrliche Pfeifen bleibt vorhanden, nur kommt diesmal irgendetwas episches hinzu. Um ehrlich zu sein, können alle vorherigen Alben Armchair Apocrypha nicht das Wasser reichen, denn wird noch nicht mal eines der Songs überdrüssig. Es ist einfach eines dieser in sich schlüssigen Perlen der Musik: was leise in Fiery Crash aufgeweckt wird, wird sanft mit Yawny at the Apocalypse (dieser Titel!) zu Bett gebracht - und dazwischen? Dazwischen liegt ein ganzer Tag, mit seinen lebenswerten Höhen und Tiefen, allen voran mit Melodien, die nicht nur die Füße zum Tippen auf sämtlichen greifbaren Unterlagen bewegen, sondern die das Herz vor lauter Schönheit beinahe zu brechen scheinen.
Vor ein paar Monaten habe ich entdeckt, dass dieses Album nicht nur prädestiniert ist für Dauerrotation, nein, es ist außerdem auch noch der perfekte, wahrlich perfekte, Soundtrack für Zugreisen/Autofahrten jeglicher Art, vor allem, wenn man vorbeiziehende Landschaften genießen kann. Dies bringt mich nun wieder zurück zu Bubi - schnell liebgewonnen, aber nie vergessen: wie dieses Album - was es noch schwerer macht, über es zu schreiben.

Fazit: 10/10.

Anhörtips:
Fiery Crash, Heretics, Imitosis, Yawny at the Apocalypse

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